12 Wochen Rom - Nurjas Sprachaufenthalt
Allora, wie man so schön sagt, wenn man die Aufmerksamkeit in Italien auf sich richten möchte, um etwas zu erzählen. Meine Reise mit EF begann Mitte Februar. Am Sonntag, 20.02.2022 wurde ich pünktlich am Flughafen in Rom abgeholt und direkt zu meiner Gastfamilie chauffiert.
Unterkunft
In der Gastfamilie wurde ich freundlich und offen empfangen. Die Gastfamilie bestand aus der Mutter Paola, ihrer Tochter Carolina und ihrem Hund Pimpa. Pimpa, die zu diesem Zeitpunkt leider krank war, hatte Paola ein paar Tage zuvor gebissen, so dass Paolas Arm schwer verletzt war. Paola hatte Schmerzen und war in ihrer Bewegung eingeschränkt. Paola teilte uns, meiner Gastschwester Amélia und mir, mit, dass sie sich mit der Schule in Verbindung setzen würde und dass wir in den nächsten Tagen möglicherweise die Familie wechseln müssten. Das war der Grund, warum wir uns noch nicht ganz eingelebt hatten.
Ein paar Tage vergingen, und wir wussten nicht, ob wir bleiben konnten oder nicht. Das brachte eine gewisse Unruhe ins Haus, da wir buchstäblich aus dem Koffer lebten und jeden Tag darauf gefasst sein mussten, dass uns heute mitgeteilt werden könnte, dass wir wechseln müssen. Paola sagte uns jeden Tag, dass sie sich mit der Schule in Verbindung setzen würde und wir uns keine Sorgen machen müssten, aber das geschah nicht und wir fühlten uns ein bisschen hingehalten. Paola wollte das aber gar nicht, es war ein Missverständnis, das wir dann gut aufklären konnten, als ich sie darauf ansprach.
Aufgrund dieser beschriebenen Unruhe und auch anderer Auslöser spielte ich jedoch mit dem Gedanken, meine Gastfamilie bzw. Wohnsituation zu ändern. Mit Auslösern meine ich z.B., dass die Gastmutter selten bis nie mit uns sprach und z.B. abends getrennt ass. Wenn wir versuchten, ein Gespräch zu beginnen, kam von ihrer Seite nicht viel zurück und sie wechselte auch oft ins Französische. Sie wollte uns wohl entgegenkommen, da wir beide Französisch sprechen. Wir wollten allerdings lieber Italienisch sprechen um die Sprache zu lernen. Es ist schwierig zu beschreiben, Amélia und ich haben uns beide nicht ganz wohl gefühlt. Paola hat nicht explizit etwas falsch gemacht, aber es hat leider einfach nicht gepasst.
Zudem änderten sich nach ca. einer Woche die ursprünglichen Pläne meiner Gastschwester. Amélia entscheid sich, nach zwei statt vier Wochen Aufenthalt nachhause zugehen, da sie dort wichtige Familienangelegenheiten zu erledigen hatte. Sie hatte ein Gespräch mit der Schuldirektorin Cristina Pinti und Monica Uwaifo, welche für die Administration und die Unterkünfte vor Ort zuständig ist. Da ich im gleichen Haushalt lebte und Amélias Bezugsperson war, bin ich zum Gespräch dazu geholt worden. In diesem Gespräch konnten wir gemeinsam unsere Situation zu Hause beschrieben. Ich habe klar gesagt, dass es für mich machbar wäre dort zu bleiben, dass ich damit umgehen könnte, dass es zugleich aber nicht mein Ideal ist. Sowohl Cristina als auch Monica waren sehr verständnisvoll und zeigten mir mehrere Möglichkeiten auf, wie es weitergehen könnte (Residence B&B Trastevere, andere Gastfamilie...).
Am Abend sprachen Amélia und ich mit Paola. Amélia erzählte, dass sie aus familiären Gründen früher nach Hause gehen werde, und ich schilderte meine Situation und meine Gedanken.Am Ende waren wir uns alle einig, dass es das Beste ist, wenn ich in die Residenz ziehe und Paola sich um sich selbst und ihren Hund Pimpa kümmern kann. Danach teilte ich Monica meine Entscheidung mit, und ein paar Tage später konnte ich umziehen. Ich fühlte mich in der Residenz direkt wohl und konnte mich schnell einleben.
EF Roma
Nun zur Schule, kurzgefasst ist diese Schule noch viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Am ersten Tag wurden wir alle sehr herzlich und motiviert vom EF Staff empfangen und bekamen gute Einführungen in all das, was wir wissen mussten. Ankommen, Einführung, Einstufungstest und Stadtrundgang - das war unser Montagmorgen Programm. Am Nachmittag ging es dann direkt los mit dem ersten Unterricht. Der Einstufungstest bestand aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Ich führte mit zwei Lehrern ein wenig Smalltalk, um zu sehen, ob ich überhaupt schon etwas sprechen und verstehen kann. Dieser Test ergab, dass ich im Sprachniveau A2 starten kann. Dies war eine Überraschung für mich, da ich zuvor nie wirklich ernsthaft Italienisch gelernt habe und somit dachte, bei Null zu starten.
In der ersten Lektion war ich leicht überfordert, da es eine Repetition der letzten Woche war, welche mir offensichtlich fehlte. Ich habe gefühlt nur «Bahnhof» verstanden. Die Lehrer*innen machten jedoch eine gute Mischung zwischen Rücksicht nehmen auf die neuen Schüler*innen und zugleich nicht den roten Faden des Unterrichtes zu verlieren und andere Schüler*innen zu vernachlässigen. Die ersten paar Tage, dachte ich wirklich, ich werde das alles nie lernen. Nach einigen Tagen gewöhnte ich mich immer mehr an die Sprache und merkte, dass ich mich besser konzentrieren kann und Stück für Stück vom Gelernten zusammenfügen kann.
In den ersten zwei Wochen, war für mich ein grosses Hindernis, dass ich zu Hause in der Gastfamilie vor allem Französisch gesprochen habe, da Amélia aus Frankreich ist und meine Gastmutter auch Freude hatte Französisch zu sprechen. So hatte ich anfangs ein Durcheinander zwischen Französisch und Italienisch, da beide Sprachen einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Ich hatte immer französische Wörter im Kopf, sobald ich Italienisch sprechen wollte und umgekehrt. Dies hat mein Italienisch-Lernen erschwert. Nach diesen zwei Wochen, als Amélia ging, hat sich dies aber geändert. Ich habe weniger Französisch gesprochen und konnte mich mehr auf Italienisch fokussieren.
Ich war von Anfang bis Ende sehr motiviert, Neues zu lernen und habe mich immer sehr gefreut, zur Schule zu gehen. Dies lag daran, dass ich nach einiger Zeit meine eigenen Fortschritte erkennen konnte und auch grossartige Mitschüler*innen hatte. Was noch dazu kam, sind die Lehrer*innen, welche alle sehr jung sind und immer motiviert waren. Diese Art von Lehrer*innen kann man sich nur wünschen, es sind Menschen wie geschaffen für ihren Beruf. Als Schüler*in bekommt man das Gefühl, dass es für die Lehrer*innen nicht nur irgendein Job ist um Geld zu verdienen, sondern dass es ihnen wirklich wichtig ist, dass wir etwas lernen und jeder und jede Einzelne ihnen wirklich am Herzen liegt. Die Lektionen waren meist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet. In Italienisch durfte man immer Fragen stellen und die Lehrer*innen nahmen sich gerne Zeit für Anliegen. Sie meistern ausserdem die Balance zwischen Freundschaft und Kompetenz sehr gut. Es war immer eine gute Mischung zwischen möglichst viel lernen, aber nicht zu strikt oder stur. Ich habe es wirklich sehr genossen, dort in die Schule zu gehen. Da kann ich mich wirklich sehr glücklich schätzen und mich beim Staff, bei den Lehrer*innen und EF Roma allgemein bedanken.
Freizeit
Neben dem Unterricht gab es unzählige Aktivitäten, von Stadtführungen, über Wein-Degustationen 🍷, Pizza-Kurse 🍕, bis zu Tagesausflüge. Ich habe an einigen Aktivitäten teilgenommen und es sehr geschätzt dadurch in Alltagssituationen Italienisch zu hören und zu sprechen, locker und ungezwungen.
Ich konnte in diese Zeit wirklich sehr sehr viel lernen! Sprachlich, zwischenmenschlich und auch über mich selbst. Am liebsten wäre ich noch länger geblieben. Noch steht zwar nichts fest, aber ich spiele extrem stark mit dem Gedanken, diese unglaubliche Reise mit EF Roma zu wiederholen beziehungsweise fortzusetzen.