Brexit, Lockdown, Roadmap: Lindas UK-Aufenthalt in COVID-19-Zeiten
Nach dem Bachelorabschluss noch einmal ins Ausland – das war insgeheim schon länger mein Wunsch. Seit ich nach meinem Abitur ein unvergessliches Jahr als Au Pair in den USA verbracht habe, war mir klar, dass es mich wieder in die Welt hinausziehen wird. Und wenn man dreieinhalb Jahre als duale Studentin bei EF arbeitet, ist es auch ziemlich schwer, kein Fernweh zu bekommen!
Unter den Top 3 Zielen auf meiner Travel-Bucket-List und klarer Favorit für eine längere Reise: England. Die Kultur, die Landschaft sowie die Hauptstadt London haben mich schon immer fasziniert. Als sich die Chance bot, auf dem EF Campus in Oxford zu arbeiten, habe ich, ohne lange zu zögern, ja gesagt! Wer hätte gedacht, dass sich trotz Brexit und Pandemie mein Traum erfüllen würde?
Brexit-Timing
Pünktlich zum Ende meines dualen Studiums und dem Beginn meines Aufenthaltes in Oxford wurde der Brexit tatsächlich umgesetzt. Was bedeutet das nun für mich?
Glücklicherweise bin ich rechtzeitig nach England gereist, sodass ich noch zu den bisherigen EU-Bedingungen im Vereinigten Königreich arbeiten oder studieren darf. Für unsere Langzeitsprachschüler aus der EU bedeutete es aber seit Januar, ab einem Aufenthalt von mehr als sechs Monaten ein Visum beantragen zu müssen.
Meiner Familie in Deutschland meine britischen Lieblingssnacks senden? Das kann ein Weilchen dauern. Die Liste der nicht erlaubten Güter ist lang. Alles, was kein normaler Brief ist, bekommt einen Warensticker zum Ausfüllen und benötigt einige Tage, um in der Heimat anzukommen. Geburtstagspost an die Lieben will also rechtzeitig im Voraus geplant sein.
Abgesehen davon bemerke ich aktuell aber keine weiteren Einschränkungen durch den Brexit, die mich und meinen Aufenthalt direkt oder persönlich betreffen.
National Lockdown: Stay at home
Als ich meinen Verwandten im Dezember vorsichtig verkündete, dass ich nun erst einmal für ein halbes Jahr nach England gehe, hätte der Zeitpunkt gefühlt kaum schlechter sein können: Oxford wurde erneut von gelockerten Massnahmen mit geöffneten Geschäften und Restaurants in den nationalen Lockdown katapultiert.
Wegen der beruflichen Notwendigkeit durfte ich trotz Reisewarnung nach England fliegen. Voll ausgerüstet mit FFP2-Maske, Handschuhen und tonnenweise Desinfektionsmittel bin ich sicher an der Sprachschule angekommen. Nach 10 Tagen in Quarantäne und einem negativen Testergebnis durfte ich in meinen ersten Tag an der Sprachschule starten, einige Schüler begrüssen und das Team kennenlernen.
Zuerst dachte ich: „Was kann man schon gross im Lockdown machen?“ Aber an der Sprachschule habe ich schnell festgestellt, dass ich trotz des Lockdowns die britische Kultur erleben und internationale Freundschaften schliessen kann!
Roadmap out of lockdown
Dank des Lockdowns sowie der schnellen Impfpolitik sind die Infektionszahlen in England im Frühjahr rasant gesunken. Der Prime Minister hat einen „Fahrplan“ aufgestellt, mit dem das United Kingdom Schritt für Schritt aus dem Lockdown geführt werden soll.
Diese sogenannte „Roadmap out of lockdown“ könnte einen unbeschwerten Sommer versprechen ohne Einschränkungen ab Mitte Juni. Die ersten Meilensteine sind bereits erreicht: Seit März haben die Schulen wieder geöffnet und es dürfen sich sechs Personen oder zwei Haushalte draussen treffen („Rule of 6“). Hoffen wir darauf, dass die “Roadmap” so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Seit Mitte April sind Geschäfte, Museen, Fitnessstudios sowie Aussenbereiche von Restaurants, Cafés und Pubs wieder geöffnet! Da liessen ein ausgiebiger Stadtbummel und der erste Teamabend im britischen Pub natürlich nicht lange auf sich warten. Und das Allerbeste: Auch der „Stay at home“-Status wurde aufgehoben, sodass Reisen innerhalb Englands wieder erlaubt sind.
Die ersten Städtereisen
Da habe ich mir direkt meinen roten Reiserucksack geschnappt und mit meinen Freunden die ersten Tagesausflüge in die Umgebung unternommen!
Mein bisheriges Highlight: Bristol. Diese wunderschöne Stadt im Südwesten Englands hat mich mit bunten Häuserfassaden, beeindruckenden Universitätsgebäuden und einem atemberaubenden Ausblick von der berühmten Clifton Suspension Bridge absolut begeistert.
Als Nächstes sollen im Rahmen der Roadmap auch die Innenbereiche der Gastronomie und Indoor-Freizeitmöglichkeiten wie Kinos wieder öffnen. Jeder Schritt wird von der Regierung im Hinblick auf die Entwicklung der Fallzahlen geprüft. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und plane bereits meine nächsten Städtetrips!