EF Profi-Radsportler Rigoberto Urán im Interview
“Tranquilo papito, no se preocupe.”
Diesen schlichten Satz kann man in etwa mit “Nimm’s leicht” oder “Bleib ruhig” übersetzen und er beschreibt auch EF-Education-EasyPost's Teammitglied Rigoberto Urán sehr gut. Die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, ist Rigos Philosophie, nicht nur wenn es ums Radfahren geht, sondern auch als Lebenseinstellung.
Nachdem er im Alter von nur 14 Jahren seinen Vater verlor, war Rigo gezwungen, neben der Schule und der Teilnahme an Radrennen auf der Strasse Lotterielose zu verkaufen. Der strapaziöse Terminplan hat ihn aber nicht aus dem Konzept gebracht. Rigo ist die Dinge ruhig und konzentriert angegangen und damit stetig aufgestiegen, vom lokalen zum landesweiten Radsport. Als er 16 Jahre alt war, standen seine Familie und er vor einer weitreichenden finanziellen Entscheidung: Entweder musste er quasi sofort in die Profiliga oder den Verkauf von Lotterielosen zum Hauptberuf machen.
Da man aber als Profi-Radsportler mindestens 18 Jahre alt sein musste, war nicht klar, ob Rigos Bewerbung Erfolg haben würde. Schlussendlich wurde seiner Mutter erlaubt, den Vertrag zu unterschreiben, womit sie praktisch für ihn die Lizenz innehatte. Damit stand seiner früh gestarteten Profi-Karriere nichts mehr im Wege.
Drei Jahre später sollten sich Rigos Anstrengungen und positive Einstellung bezahlt machen, denn er bekam seine grosse Chance und durfte für Tenax in Europa fahren. Er zog nach Italien, wo er bei einer italienischen Familie lebte, Italienisch lernte und anfing, europäische Rennen zu fahren.
Sowohl beruflich als auch privat ist Italienisch nach wie vor sehr wichtig für Rigo, aber momentan lernt er Englisch, um besser mit seinen Teamkollegen und den Fans überall auf der Welt kommunizieren zu können.
Heute schaut er bereits auf fast 15 Jahre internationale Radrennerfahrung zurück und beherrscht drei Sprachen. Wir haben uns mit Rigo getroffen, um ihm einige Fragen über das Leben im Ausland und das Erlernen von Fremdsprachen zu stellen. Hier sind seine besten Tipps.
F: Was glaubst du ist am wichtigsten, wenn man ins Ausland reist?
A: Für mich sind es die Sprachen; extrem wichtig für die Kommunikation. Wenn man in einem fremden Land ist und die Sprache nicht beherrscht, dann ist das beinahe so, als hätte man keinen Pass oder keine Kleidung dabei. Heutzutage kann Kommunikation ganz schön verwirrend oder kompliziert werden, und als mein Englisch noch nicht so gut war, bin ich ständig auf irgendeinem Flughafen gelandet und hatte keine Ahnung, wohin ich muss und wie es jetzt weitergeht.
F: Wie kommunizierst du auf Reisen mit deinen Fans?
A: Mit den Fans spreche ich eine besondere Sprache; die Sprache der Liebe, Leidenschaft und Begeisterung. Wenn ich ein Rennen habe und Fans treffe, dann teilen wir einen Moment oder posieren für ein Foto, für das es nicht notwendig sprachliche Kommunikation im herkömmlichen Sinne braucht.
Aber abgesehen davon ist es unheimlich wichtig, in der Lage zu sein, sich in mehreren Sprachen verständigen zu können, insbesondere auf Englisch. Das hilft auf Reisen und im Umgang mit den Fans sehr.
F: Die kulturellen und sprachlichen Unterschiede sind ja nicht nur auf Reisen stets präsent, sondern auch in deinem Team. Wie verständigst du dich mit deinen Teamkollegen beim EF Education-EasyPost?
A: Das ist gar kein Problem. Ganz ehrlich, das geht ganz leicht, denn obwohl wir uns aus verschiedenen Nationalitäten zusammensetzen, dreht sich der wesentliche Teil der Kommunikation um das Rennen und die Strategie – und die findet komplett auf Englisch statt. Alle beherrschen die Sprache gut genug, um sich als Team zu verständigen.
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F: Glaubst du, dass es leichter ist, eine Sprache zu lernen, wenn man im Ausland lebt?
A: Ja, ich glaube sogar, dass es viel einfacher ist, weil du nicht nur zwei oder drei Stunden am Tag im Unterricht sitzt. Wenn du dich in einem Land befindest, in dem diese Sprache gesprochen wird, dann sitzt du tatsächlich 24 Stunden am Tag im Unterricht; du hörst die Sprache den ganzen Tag und bist gezwungen, die auch zu benutzen und dich in ihr auszudrücken.
F: Welche Ausdrücke und Wendungen haben deine Teamkollegen dir beigebracht?
A: Wenn ich nah dran bin, eine Etappe oder ein Rennen zu gewinnen, dann rufen sie mir zu, “Almost!” Und wenn ich wirklich ganz nah dran bin, dann sagen sie, “Rigo, almost done!!!” Ganz simple Dinge, aber auf diese Weise lernen wir jeden Tag etwas dazu.
F: Und andersherum gefragt, welche spanischen oder kolumbianischen Ausdrücke hast du deinen Teamkollegen beigebracht?
A: Ich habe ihnen ganz viele Sachen beigebracht, aber meine liebste Redewendung ist “tranquilo papito”, was übersetzt dem englischen “take it easy”, also nimm es leicht, entspricht. Radsport ist sehr intensive und hochkonzentriert, da ist es gut, sich gegenseitig daran zu erinnern, Ruhe zu bewahren und auch mal locker zu bleiben.
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