Interview: So startest du eine internationale Karriere
Dieses Interview ist Teil einer besonderen Reihe mit erfolgreichen, international-ausgerichteten Fachleuten und Jobberatern rund um die Career Beyond Borders Seminare, welche in London, Singapur, New York und San Francisco in den Jahren 2015/16 abgehalten werden.
“Eine Karriere setzt immer voraus, dass man fliessend Englisch beherrscht – das ist die Grundlage von allem.”
– Louise d’Amécourt
Sowohl in London als auch Paris aufgewachsen, studierte Louise Englische Geschichte und Literatur an der La Sorbonne (Paris) und an der University of Edinburgh (Schottland). Sie hat vier Jahre lang für HCL Technologies in Indien gearbeitet, bevor sie mit einem MBA an der INSEAD (Frankreich) abschloss. Heute ist Louise European Sales Optimization Manager bei Braintree, einem Paypal Unternehmen. Im November wird sie einen Vortrag beim Careers Beyond Borders Seminar in London halten.
Wir haben Louise während ihrer berufsbedingten Reisen getroffen und mit ihr darüber gesprochen, wie Sprachen, Reiselust und Neugier ihre Karriere in Gang gesetzt haben.
LOUISE, DU HAST GESCHICHTE UND LITERATUR STUDIERT UND NUN BIST DU EUROPEAN SALES OPTIMIZATION MANAGER – WIE IST ES DAZU GEKOMMEN?
Ich habe immer daran geglaubt, dass dein Studium dich nicht definiert und festlegt, was aus dir wird – es steuert nicht deine berufliche Laufbahn. Ich war schon immer an Literatur und Geschichte interessiert, und ich habe immer viel gelesen, also wusste ich, dass ich so etwas studieren wollte. Jedoch wusste ich gleichseitig, dass ich keine Autorin oder Historikerin sein würde, also habe ich schon frühzeitig begonnen, als ich 16 war, eine Menge Praktika in London und Paris zu machen. Mein Leben war bereits im unternehmerischen Umfeld verankert und ich habe direkt nach meinem Studium angefangen zu arbeiten. Darum habe ich auch einen MBA gemacht – mir war klar, dass ich mehr akademische und grundlegende Fähigkeiten brauchte: Ich habe sehr abstrakte Themen studiert, daher waren diese Praktika sehr praxisbezogen und ich habe viele fachliche Fähigkeiten erlernt, während ich zum Beispiel für Banken tätig war. Wenn man Praktika absolviert, lernt man, wie man sich in der Geschäftswelt zu verhalten hat.
WAS HAST DU DURCH DAS STUDIUM UND LEBEN IM AUSLAND GELERNT?
Leben und studieren im Ausland hat mir beigebracht, dass ich erst zuhöre bevor ich spreche. Ich kann mich schnell an neue Kulturen anpassen und ich blühe auf internationaler Ebene erst richtig auf. Ich arbeite gerne mit multikulturellen und unterschiedlichen Teams zusammen und wenn ich ein Projekt manage, weiss ich, wie man Leute so zusammenbringt, dass jeder von den verschiedenen Hintergründen und Nationalitäten profitiert. Als ich vier Jahre lang in Indien gearbeitet habe, lernte ich, flexibel zu sein, Geduld zu haben und mich an eine neue Kultur anzupassen. Ich habe festgestellt, dass es für alles immer eine Lösung gibt.
WIE HAT DIR DEIN KOSMOPOLITISCHER HINTERGRUND BEI DEINER KARRIERE GEHOLFEN?
Mein Hintergrund hilft bei Gesprächen, das Eis zu brechen, das steht fest. Aber er half mir auch eine Menge, wenn ich über Unternehmensführung referierte – Leute sind immer an internationalen Geschichten interessiert. Bei meinem alltäglichen Leben hilft meine internationale Erfahrung beim Arbeiten mit Teams. Dadurch hat sich mein Verhalten am Arbeitsplatz positiv geändert. Es kann nur gut sein, internationale Erfahrung zu haben: Du bist reifer und offener.
WELCHEN RATSCHLAG WÜRDEST DU JUNGEN LEUTEN GEBEN, WELCHE NACH EINEM JOB SUCHEN?
Natürlich hängt immer alles von den Umständen und woher du kommst ab. Aber wenn wir losziehen und unsere ersten Joberfahrungen machen, sind wir immer etwas ängstlich und denken, dass wir für eine bekannte Firma arbeiten müssten oder für etwas, was gut auf unserem Lebenslauf aussieht. Ich denke wirklich, dass das nicht stimmt. Ich glaube, dass sich diese Einstellung tatsächlich geändert hat und Personalvermittler suchen nach Leuten, welche verschiedene Dinge gemacht haben: Sie wollen Leute sehen – und das mag klischeehaft klingen – welche Dinge tun, die sie lieben und an denen sie interessiert sind, anstatt einfach nur für ein grosses Unternehmen zu arbeiten, da sie denken, dass dies gut auf ihrem Lebenslauf aussieht. Mach einfach das, wonach dir der Sinn steht. Und gehe auf jeden Fall ins Ausland. Das ist so wichtig, vor allem in jungen Jahren, dass man diese Erfahrung macht, da du dadurch viel lernst und in dein Heimatland mit einer Reife zurückkehrst, welche andere Leute in deinem Alter wohl nicht haben.
WIE WICHTIG SIND SPRACHEN IN DER HEUTIGEN ARBEITSWELT?
Ich arbeite für ein amerikanisches Unternehmen in London, also sprechen wir alle Englisch. Aber auch davor, als ich in Indien war, war alles auf Englisch. Es hilft definitiv, wenn man verschiedene Sprachen spricht – ich fühle immer eine besondere Verbindung, wenn ich mit einem französischen Team arbeite. Jedoch kannst du jede Sprache der Welt sprechen, als Allererstes ist es wichtig, sehr gutes Englisch zu beherrschen. Nicht nur das Sprechen, sondern auch in Englisch zu denken ohne es zu übersetzen, und natürlich, humorvoll in Englisch zu sein – dann weisst du, dass du eine Sprache wahrhaft beherrschst!
LONDON IST SEHR WETTBEWERBSORIENTIERT. HAST DU IRGENDWELCHE RATSCHLÄGE FÜR DIE LEUTE, WELCHE IN DER GROSSSTADT ARBEITEN WOLLEN?
Ich empfehle auf jeden Fall, einmal in deinem Leben in einer Grossstadt gelebt zu haben. Auch wenn du nicht weisst, wie lange du bleiben wirst, versuch es richtig zu geniessen. Versuch dich auf die Stadt so gut wie es geht einzulassen – durch Arbeit, dein Privatleben, und auch durch die Möglichkeit zum Netzwerken. Grossstädte halten viele Netzwerk-Möglichkeiten bereit. Manchmal sehen die Leute das Leben in einer Grossstadt als sehr hart an, aber geniesse es einfach, es ist grossartig. Du musst dir all die positiven Seiten vor die Augen halten, welche Grossstädte zu bieten haben – auch wenn dich das manchmal überfordert. Bleibe offen, sei glücklich und merke, wie gut du es hast, da du in einer Grossstadt lebst!